Das slawische Substrat in Österreich

Projektleitung

Mag. Dr. Angela Bergermayer
Institut für Österreichische Dialekt- und Namenlexika
Österreichische Akademie der Wissenschaften

ao. Univ.-Prof. Dr. Georg Holzer
Institut für Slawistik
Universität Wien

Projekt-Homepage: Das slavische Substrat in Österreich

Projektbeschreibung

Den historischen Hintergrund für die Existenz eines slavischen Substrates in Österreich bildet die Einwanderung der Slaven im Zuge der so genannten großen Expansion des Slaventums um ca. 600 n. Chr. in den Osten Österreichs (ungefähr bis zur Linie Linz – Lienz). Vor allem im Früh- und Hochmittelalter wurde hier Slavisch gesprochen, die hier siedelnden Slaven gaben ihren Kindern slavische Namen und benannten auch Örtlichkeiten, Gewässer, Berge und Fluren mit Wörtern ihrer eigenen Sprache. Als dann im 8. Jh. die bairische Kolonisation einsetzte, kam es (abgesehen von einem letzten Rest im Süden Österreichs) allmählich zum Aussterben des Slavischen noch im Mittelalter.

Seit damals sind neben Entlehnungen im appellativischen Wortschatz vor allem die eingedeutschten slavischen geographischen Namen sowie Belege von slavischen Personennamen aus dem Mittelalter seine letzten sprachlichen Spuren. Aus diesem Material können sprachliche Informationen über die frühe slavische Bevölkerung in Österreich, Informationen über die Geschichte und Geographie des österreichischen Slavischen im Rahmen der gemeinslavischen historischen Dialektologie, über die deutsch-slavische Geschichte, die Alltagsgeschichte und das geistig-kulturelle Leben der mittelalterlichen Slaven gewonnen werden. Von der Erforschung des mittelalterlichen Slavischen in Österreich können aber auch außerhalb der Grenzen der Slavistik verschiedene Wissenschaftsdisziplinen profitieren, wie die Onomastik, die Sprachkontaktforschung, die allgemeine Geschichte, die Siedlungs-, Kultur- und Sprachgeschichte Österreichs oder auch die Archäologie.

Im Zusammenhang mit diesem langfristigen Forschungsvorhaben

Die Sprache des mittelalterlichen Slaventums in Österreich

(finanziert durch den FWF, 1. Jänner 2001 bis 31. Dezember 2002, Projektleiter: ao. Univ.-Prof. Dr. Georg Holzer, wissenschaftliche Mitarbeiterin: Mag. Dr. Angela Bergermayer):
Im Rahmen dieses zweijährigen Projekts wurden die Bundesländer Niederösterreich und Wien bearbeitet. Vor allem der in geographischen Namen enthaltene mittelalterliche slavische Wortschatz wurde in seinem belegten Bestand erfasst, namenkundlich bearbeitet und besonders in Hinsicht auf die Lautgeschichte vergleichend-slavistisch erörtert.

Publikationen (Auswahl):

  • Holzer, Georg: Die Slaven im Erlaftal. Eine Namenlandschaft in Niederösterreich (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde, hrsg. von A. Eggendorfer und W. Rosner, 29 = NÖ Schriften, 136, Wissenschaft), Wien 2001.
  • Bergermayer, Angela: Glossar der Etyma der eingedeutschten Namen slavischer Herkunft in Niederösterreich (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Schriften der Balkan-Kommission, hrsg. von J. Koder, 44), Wien 2005.

Slavische Personennamen in mittelalterlichen Quellen zur Geschichte Österreichs und Sloweniens

(gefördert durch den Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank, 1. September 2003 bis 31. Juli 2007, Projektleiter: ao. Univ.-Prof. Dr. Georg Holzer, Initiatorin und wissenschaftliche Bearbeiterin: Mag. Dr. Angela Bergermayer):
Neben den geographischen Namen Ostösterreichs, die auf slavische Wurzeln zurückzuführen sind, bietet der mittelalterliche slavische Personennamenbestand Österreichs weiteres wichtiges Forschungsmaterial. Dies gilt auch für die mittelalterlichen slavischen Personennamen auf heute slowenischem Territorium, das im Mittelalter mit Österreich einen gemeinsamen Kulturraum bildete.

Publikationen (Auswahl):

  • Bergermayer, Angela: Die slowenischen Personennamen im Verzeichnis der Besitzungen der Görzer Grafen (um 1200), Wiener Slavistisches Jahrbuch 50 (2004), 7–24.
  • Bergermayer, Angela: Zu slawischen Personennamen im mittelalterlichen Österreich, Österreichische Namenforschung 33 (2005), Heft 1–2, 13–35.
  • Bergermayer, Angela: Slavisches in den Namen von Untertanen des Bistums Freising im Mittelalter, Wiener Slavistisches Jahrbuch 52 (2006), 7–24.
  • Bergermayer, Angela: Mittelalterliche Personennamen als Zeugnisse deutsch-slowenischer / deutsch-slawischer Sprachkontakte in Österreich und Slowenien, in: Miscellanea Onomastica, hrsg. von Peter Anreiter (= Innsbrucker Beiträge zur Onomastik, 7), Wien 2009, 19–43.