Gib dem Kind einen Namen

Ziele des Forschungsprojektes

Das zentrale Ziel des vorliegenden Forschungsprojekts besteht darin die Vornamengebung in einem aktuellen Zeitraum anhand eines begrenzten Gebietes zu erfassen und sozio-onomastisch auszuwerten. Konkret will das Projekt die sozio-linguistischen Parameter der modernen Vornamengebung erarbeiten, welche um die von Gerritzen (2005) formulierte Kernfrage kreisen: „Weshalb wählen Eltern einen bestimmten Namen?“ Gerade Vornamen eignen sich, so Huschka et al. (2004-2006) besonders gut Prozesse sozialen Wandels zu untersuchen. Gängige Schlüsselbegriffe wie Globalisierung, Gendering, Europäisierung/Internationalisierung, Individualisierung und Migration sind zugleich Motoren und Ergebnisse sozialen Wandels und sollen anhand der Studie von vergebenen Vornamen überprüft werden.

Die Datenbank des Innsbrucker Sprachtelefons bietet für eine solche Untersuchung eine besondere Quelle von Daten, an die Fragen zu sozialen und linguistischen Parametern gestellt werden können. Der Untersuchungsraum wurde vorerst auf Anfragen des Innsbrucker Standesamtes beschränkt, um das Projekt in einem überschaubaren Rahmen zu halten. Der Zeitraum in dem die Daten für das Innsbrucker Sprachtelefon gesammelt wurden erstreckt sich von 1999 bis heute, wobei die Anzahl der Anfragen kontinuierlich angestiegen ist. Es wurden in etwa 3000 Datensätze eingegeben.

Folgende Teilziele stehen bei diesem Projekt im Vordergrund:

  • Literaturrecherche, Kategorien- und Theoriebildung zu Vornamen (Beginn: bereits vor Projektstart)
  • Verbesserung der bestehenden Datenbank, um diese internetfähig zu machen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen (dieser Schritt wurde tw. schon durchgeführt)
  • Dateneingabe in Papierform vorliegender Daten sowie Bereinigung bestehender Daten
  • wissenschaftliche Aufarbeitung der Daten
  • soziolinguistische Anschlussstudie

Zu erwartende Ergebnisse

Durch die Verbesserung und Aufbereitung der Datenbank werden vielfältige Analysen der vorliegenden Daten möglich. Folgende sozio-linguistische Parameter lassen sich abfragen:

  1. Wie ist Vornamengebung sozial motiviert?
  • Säkularisierung/Enttraditionalisierung: In welchem Maße orientieren sich Eltern an Traditionen, z.B. aus der Religion, der Nation?
  • Transnationalisierung/Internationalisierung: Werden mehr internationale Vornamen vergeben?
  • Gendering: Auf welche Weise markieren Vornamen im Zeitverlauf das Geschlecht des Kindes?
  • Welche Rollen spielen Vorbilder und Moden?
  1. Wie ist Vornamengebung linguistisch motiviert?
  • Ästhetik: Gibt es eindeutige Klangmuster in jüngeren Vornamen?
  • Spielt die Etymologie eines Vornamens (die Bedeutung) eine Rolle?
  • Wie können Vornamen heute kultur-historisch verortet werden?

Die gewonnen Ergebnisse werden, unter anderem, auf der Homepage der Sprachberatungsstelle „Innsbrucker Sprachtelefon“ der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.